Sonntag, 27. Januar 2013

Der hl. Johannes Chrysostomus, Erzbischof von Konstantinopel. Kirchenvater und Kirchenlehrer

† 14. September 407

Werke von Johannes Chrysostomus auf Deutsch gibt es in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg
passende Brevierlesung hier


Am Himmel der Kirche glänzen viel tausend Heilige als schöne Sterne in reichen, goldenen Strahlen, aber darunter ist einer, der gar hell leuchtet und ein wunderbar strahlendes Licht über die ganze Kirche verbreitet und dieser ist der heilige Johannes, mit dem Beinamen Chrysostomus, zu deutsch Goldmund, weil aus seinem Munde die schönsten, heilsamsten Lehren wie lauteres Gold geflossen sind.

Johannes wurde zu Antiochia, der Hauptstadt des Morgenlandes, gegen das Jahr 344 geboren. Seinen Vater, einen vornehmen Herrn, verlor er schon in zarter Kindheit, seine noch junge, fromme Mutter Anthusa blieb Witwe, um alle Sorge der Erziehung ihrer Kinder zu weihen! Sie tat alles, um in die Herzen ihrer Kinder Furcht und Liebe Gottes einzupflanzen , auch ließ sie es an dem nötigen Unterricht nicht fehlen. Sie verschaffte ihrem Sohne Johannes die besten Lehrer in der Beredsamkeit und Weltweisheit und dieser brachte es durch seinen Fleiß so weit, dass er noch sehr jung selbst seine Lehrer übertraf. 
Noch mehr aber als die Weltweisheit liebte Johannes die göttliche Weisheit; die Lehre Jesu war der Gegenstand seiner fortwährenden Betrachtung und die Demut und Abtötung waren die Tugenden, welche er beständig übte. Er widmete sich dem Advokatenstande und kam dadurch in die Gesellschaft nicht ganz frommer Menschen. Nach und nach wurde er gleichgültiger in seinen Übungen und besuchte die Schauspiele und Vergnügungsorte. Doch bald ekelte ihn an diesen Dingen, er erkannte ihre Eitelkeit und beschloss, die Welt zu verlassen. Er zog ein Bußgewand an und begab sich in die Einsamkeit zu frommen Ordensleuten, die auf einem Berge bei Antiochia ein wundersam frommes Leben führten. 

Dort lebte er vier Jahre lang unter Beten, Studieren, Arbeiten, Wachen und Fasten; 2 Jahre darauf wählte er sich eine Felsenhöhle zur Wohnung, um sich noch mehr abzutöten. Tag und Nacht las er dort die heilige Schrift und lernte das neue Testament ganz auswendig. Die übermäßige Strenge aber schadete seiner Gesundheit und er sah sich daher gezwungen, in die Stadt zurückzukehren. 
Damals lebte in Antiochia der heilige Bischof Miletius, dieser nahm ihn auf und weihte ihn zum Diakon; der Bischof Flavianus aber weihte ihn einige Jahre darauf zum Priester. Er war nun vierzig Jahre alt. Voll heiliger Wissenschaft, geübt in allen christlichen Tugenden, begabt mit himmlischer Beredsamkeit, trat er nun als Redner auf. Eine unermessliche Zahl von Christen umgab seine Kanzel, um seine Predigten zu hören. 

Bald waren seine Worte wie Feuer, um die kalten Herzen zu entzünden, bald waren sie wie eine Geißel, um die Laster zu züchtigen, oder wie ein scharfes Messer, um die Wunden der Seele auszuschneiden; bald waren sie wie ein milder Regen, um Liebe und Freude zur Tugend in den Herzen hervorzulocken; bald waren sie wie ein köstlicher Balsam des Trostes, bald wie ein Hammer, um die harten Herzen zu zerschlagen. 
Er predigte zuweilen alle Tage, ja öfters an einem Tage mehrmals und immer war sein Herz und sein Mund voll der heilsamsten Lehren und oft war seine Beredsamkeit so hinreißend, dass die Zuhörer in lauten Beifall ausbrachen. Aber der Beifall und das Lob machte ihn nicht stolz; er tadelte vielmehr seine Zuhörer und forderte sie mit eindringlichen Worten auf, lieber seine Worte zu befolgen, als sie zu loben.

Zwölf Jahre predigte er ohne Unterlass mit nie ermüdendem Eifer und in dieser Zeit wandelte er die Sitten der ganzen großen Stadt beinahe gänzlich um und bekehrte sehr viele Irrgläubige, Heiden und Juden zum katholischen Glauben.

Mit welchem Erfolge er predigte, kann man aus folgendem Umstand ersehen. Die Christen zu Antiochia hatten sich das Fluchen und leichtsinnige Schwören angewöhnt. Der Heilige wollte
mit Gottes Hilfe diese Gewohnheit ausrotten. Während der heiligen Fastenzeit predigte er also dagegen und sieh, am Ende der Fastenzeit war die böse Gewohnheit ausgerottet; ja selbst bei den wichtigsten Geschäften hörte man keinen Schwur mehr. — Wegen dieser seiner Predigten nun verbreitete sich sein Ruhm bis an die
äußerste Gränze des Reiches und aus weiter Ferne strömten Menschen herbei, um ihn zu hören. Er aber blieb immer bescheiden und demütig und hatte keine andere Absicht, als Gottes Ehre zu mehren und Seelen für Gott zu gewinnen.

Um diese Zeit, 397 Jahre nach Christi Geburt, starb der Erzbischof von Konstantinopel. Damals herrschte ein christlicher Kaiser in dieser Stadt, wo jetzt der türkische Sultan seinen Thron hat. Der Kaiser, mit Namen Arkadius, gedachte auf den Rath seines ersten Ministers den Priester Johannes zum Erzbischof zu erheben.
Da er aber hörte, dass der fromme Priester Johannes diese hohe Würde aus Demut nicht annehmen und das Volk von Antiochia ihn nicht fortlassen würde, so gab er einem seiner Gesandten den Befehl, den Priester Johannes mit List zu fangen und nach Konstantinopel zu führen. Der Gesandte besuchte ihn und stellte die Bitte, er möchte ihn doch zu den Gräbern der heiligen Märtyrer führen, welche außerhalb der Stadt sich befanden, um dort ein Gelöbnis zu erfüllen. 

Bildquelle
Johannes, der nichts Arges vermutete, begleitete den Gesandten in einem Wagen dahin; aber kaum war er in den Wagen gestiegen, als derselbe mit ihm auf der Strasse nach Konstantinopel davon eilte. Auf solche Weise kam Johannes in diese Stadt, und wurde auch im folgenden Jahre feierlich zum Erzbischof geweiht. — 

Seine Würde war nach dem Papst zu Rom die höchste in der Welt, aber auch seine Arbeit die schwerste. Denn es herrschte nicht bloß eine große Unsittlichkeit in dieser großen Stadt, sondern auch viele Ketzer streuten ihre Irrlehren dort aus und suchten die Gläubigen
zu verführen. Der Heilige begann nun mit allem Eifer und mit hinreißender Beredsamkeit die Laster anzugreifen und auszurotten, die Irrlehren zu tilgen. Zugleich suchte er auch durch sein Beispiel zu predigen. 

Obwohl seine Einkünfte groß waren, lebte er doch einfach und verschmähte alle Prunksucht. Was sein Bistum ihm einbrachte, vert eilte er unter die Armen, nur sein väterliches Vermögen benutzte er zu seinem Unterhalt. 
Dies Beispiel wirkte sowohl auf die Geistlichen als auf die übrigen Gläubigen; und da er Tag und Nacht zu Gott um Erbarmen für das Volk flehte, so konnte es nicht fehlen, dass auch Tausende sich besserten und allmählich der Glaube und die Frömmigkeit lebendig zu werden begann, besonders da der Heilige auch die Unsittlichkeit der großen Herren und hohen Frauen ohne Scheu tadelte und zu
bessern suchte. 

Aber eben deswegen, weil er furchtlos die herrschenden Laster verfolgte, zog er sich viele und mächtige Feinde zu und unter diesen selbst den Patriarchen von Alexandrien, Theophilus und die Kaiserin Eudoria.

Theophilus war ein herrschsüchtiger stolzer Mann, dem die einfache Lebensweise des Heiligen nicht gefiel, und der auch dessen strenge Kirchenzucht tadelte. Er hatte schon lange Groll gegen ihn im Herzen, denn er wollte, dass ein anderer statt des Johannes, Erzbischof würde, und dieser Groll wurde zum offenen Hass entflammt, als der heilige Erzbischof mehrere von ihm ungerecht verfolgte Mönche in seine Kirchengemeinschaft ausnahm. 

Mit diesem verband sich die Kaiserin Eudoria, eine hochmütige Frau, welche den Kaiser, ihren Ehegatten, am Gängelband führte. Sie unterdrückte aus Habsucht Witwen und Waisen und achtete kein Recht.

Dabei verschwendete sie ungeheuere Summen in eitler Kleiderpracht, welche damals unter den vornehmen Leuten eingerissen hatte. Der heilige Erzbischof mahnte und warnte oft die Kaiserin in ehrfurchtsvollen Briefen, aber vergeblich, und als er nun eines Tages gegen die Kleiderpracht predigte, wurde dieses der Kaiserin mit dem Bemerken hinterbracht, der Heilige hätte sie gemeint. Jetzt geriet die stolze Frau in
wüthenden Zorn und hörte nicht auf, im Bunde mit Theophilus den Kaiser zu hetzen, bis dieser
einwilligte, den heiligen Erzbischof abzusetzen und zu verbannen. — Allein kaum hatte das gläubige Volk vernommen, daß es seinen vielgeliebten Erzbischof verlieren sollte, als es in Aufruhr geriet und in ungeheuerer Menge den bischöflichen Palast umringte, um den Heiligen gegen seine Feinde zu verteidigen und seine Verbannung zu hindern. 


Er aber mahnte in einer herrlichen Rede das Volk zur Ruhe und Ergebung in den Willen Gottes und ließ sich dann heimlich von Polizeibeamten auf ein Schiff bringen und in die Verbannung nach Bythinien, einem unwirtlichen Lande, abführen. 

Als das Volk seine Abfahrt erfuhr, tobte und weinte es und zog sogar zum Palast des Kaisers, um des geliebten Herrn Zurückberufung zu fordern. Ja in der Nacht des folgenden Tages entstand ein furchtbares Erdbeben, durch welches selbst ein Teil der Wohnzimmer des Kaisers einstürzte. Da fuhr die Kaiserin Eudoria erschrocken auf und eilte zum Kaiser mit der Bitte, den heiligen Bischof zurückzurufen. Der Kaiser, selbst geängstigt, gab die Erlaubnis, und die Kaiserin schrieb noch in der Nacht einen ehrerbietigen Brief an den Heiligen, um ihn zur Rückkehr einzuladen. 

Unbeschreiblich war der Jubel des Volkes, als der geliebte Oberhirt
einen Einzug in die Stadt und feine Kirche hielt. Er fuhr nun wieder fort, als treuer Hirte über eine Herde zu wachen und sie auf gute Weide zu führen; aber eben weil er mutig und mit Eifer seine Pflichten erfüllte, erhob sich bald wieder der alte Feind gegen ihn.

Die hoffärtige Kaiserin Eudoria hatte sich ihre Bildsäule von Silber nahe bei der Sophienkirche, in welcher der Heilige predigte, aufstellen lassen; dabei ergaben sich ausgelassene Menschen mit großem Lärm den Vergnügungen, welche bei der Feier der Aufstellung stattfanden, so dass der Priester und das andächtige Volk in der Kirche gestört wurden. Der heilige Bischof tadelte in einer Predigt diesen Unfug. 

Dies wurde nun der Kaiserin mit der Lüge hinterbracht, der Heilige habe über sie geschmäht. Jetzt geriet die Kaiserin in Wut und mit Hilfe der unversöhnlichen Feinde gelang es ihr, den heiligen Bischof nochmals zu stürzen. Er wurde abgesetzt und in die Verbannung gewaltsam abgeführt. 
Soldaten schleppten ihn durch öde Steppen, durch Wälder und über hohe Berge. Der Heilige, schon alt und gebrechlich, wurde von einem heftigen Fieber ergriffen, aber ohne Pflege gelassen; fein Trank war oft ganz unreines Wasser, seine Speise hartes, verschimmeltes Brot.

Viel frommes Volk zog ihm auf dem Wege von den Dörfern, wo er vorbeigeführt wurde, entgegen, weinten über ihn, durften ihm aber nicht helfen. Dabei musste er in beständiger Todesangst schweben; denn wilde Völker zogen im Lande herum sengend und brennend und hieben alle nieder, die ihnen in den Weg kamen. Endlich kam er an dem Orte an, wo er seine Verbannung zubringen sollte. Es war dies das Städtchen Kukusus in Kleinarmenien. Das Land ringsum war öde und die Luft im Winter äußerst rauh und kalt, im Sommer aber entsetzlich heiß. 


Kaum aber war der Heilige dort angekommen, als auch sein Eifer
für das Heil der Seelen wieder von Neuem erwachte. Überallhin schickte er an seine Freunde, an gläubige Priester Trostbriefe, in welchen er zur mutigen Ertragung aller Leiden aufforderte; ja er sendete sogar Priester aus zur Bekehrung der Heiden und gewann selbst durch Lehre und Beispiel viele für den wahren Glauben.

Als dies seine Feinde erfuhren und zugleich auch hörten, dass der Papst, an den sich der heilige Bischof gewendet hatte, sich seiner annehme, so drangen sie in den schwachen Kaiser, dass er ihn noch weiter, an die äußerste Gränze des Reiches, unter ein wildes Volk verbanne, damit er dort zu Grunde gehe. 


Dies geschah; zwei Soldaten führten ihn Plötzlich fort und misshandelten den ehrwürdigen heiligen Greis auf die unbarmherzigste Weise. Drei Monate dauerte die Reise; unsäglich waren die Leiden, die der Heilige duldete. 
Es war am 13. September 407, als der heilige Bischof zu Komana, einer Stadt im Pontus, ankam. Die Soldaten aber zogen mit dem kranken Greise vorüber und zwangen ihn noch fünf bis sechstausend Schritte weiter bis zu einer Kirche zu gehen, wo die Reliquien des heiligen Märtyrers Basiliskus ruhten. Dort sollte er in einem Nebengebäude der Kirche übernachten. 

Mitten in der Nacht aber erschien dem heiligen Dulder der heilige Märtyrer in Begleitung des heiligen Luzian, Priesters von Antiochia und sprach zu ihm: „Sei getrost, mein Bruder Johannes, morgen werden wir beisammen sein." Diese Erscheinung erfüllte ihn mit himmlischem Troste; er wollte zu seinem Tode sich vorbereiten und bat daher die Soldaten, den Aufbruch bis zur fünften Stunde des Tages zu verschieben. 

Doch die Grausamen warteten nicht; vielmehr nötigten sie ihn, bei Zeiten aufzubrechen und noch zwei Stunden Weges zu machen. Weiter aber konnten sie den halbtoten Mann nicht mehr bringen. Sie schleppten ihn also wieder in die Kirche des heiligen Basiliskus zurück. 
Kaum war er dort angekommen, als er auch seinen Tod herannahen fühlte. Er legte nun seine alten Gewände ab und verteilte sie. Dann zog er ein weißes Kleid, als wolle er zur Hochzeit gehen, an, ließ sich die heiligen Sakramente reichen, bezeichnete sich mit dem heiligen Zeichen des Kreuzes und mit seinem gewöhnlichen Spruche: Ehre sei Gott für Alles, Amen, übergab er seine heilige Seele in die Hände seines Schöpfers. 

Die Reliquien des Hl. Johannes Chrysostomus
werden nach Konstaninopel gebracht
Zu seinem Leichenbegängnisse versammelten sich eine große Menge Jungfrauen, Mönche und andere andächtige Personen aus Nah und Fern, als hätten sie sich mit einander verabredet, und begruben seinen heiligen Leichnam feierlich in der Kirche des heiligen Basiliskus. 
31 Jahre später wurden seine heiligen Gebeine nach Konstantinopel gebracht.

Der heilige Johannes wird abgebildet in bischöflicher Kleidung mit einem Buche in der Hand.


alles aus Legende von den lieben Heiligen Gottes. Nach den besten Quellen bearbeitet und herausgegeben von Stadtpfr. Georg Ott, 1858, Regensburg, New York, Friedrich Pustet Verlag  
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