Samstag, 4. Juni 2016

Volksmission in München

Das waren himmlische Zeiten in München, als der große Erzbischof Antonius v. Thoma eine großartige Volksmission abhalten ließ. Leider ist unvorstellbar, dass der heutige Erzbischof von München und Freising jemals auf die Idee einer solchen Volksmission käme.

Die früher regelmäßig stattfindenden Volksmissionen sind nach dem Vatikanum II komplett zum Erliegen gekommen, ohne dass das irgendeinen stören würde. Ich habe jedenfalls noch nie gelesen oder gehört, das das Fehlen jedweder Volksmission weder ein Katholik und leider auch kein Priester beklagt hat.

Um die Zahlen im Bericht richtig einordnen zu können: damals hatte München 407.000 Einwohner. Außerdem hatte Bayern damals noch einen katholischen König.

Volksmission in München 
In München, der Hauptstadt Bayerns, ist heuer vom 17. bis 25. März eine große Volksmission gehalten worden. Neun Tage lang wurden in 12 großen Kirchen je drei Predigten, im Ganzen also 324 Predigten gehalten. 120 Patres waren auf der Kanzel und im Beichtstuhl tätig. 

Die Mission hatte einen überaus großen Erfolg. Die Kirchen waren bis zum letzten Platz gefüllt, an manchen Tagen war es geradezu unmöglich nach Beginn der Predigt auch nur ein bescheidenes Stehplätzchen zu bekommen. 
In der neuen Kapuzinerkirche, die 8 Tage zu vor eingeweiht worden war, war das Gedränge so groß, dass die Kapuziner in ihrem alten Kirchlein noch eine Nebenmission eröffnen mussten.

Man darf wohl annehmen, dass bei den einzelnen Predigten, wenigstens am Abend, zwischen 50.000 bis 60.000 Menschen zugegegen waren und dass nach Abzug derjenigen, welche die drei Predigten täglich anhörten, 100.000 bis 150.000 erwachsene Münchener den Missionspredigten beiwohnten. Für die Kinder wurden eigene Vorträge gehalten. 

Die Beichtstühle waren förmlich belagert mit 6 und 8 Reihen von Andächtigen. Leider konnten Tausende wegen mangels an Platz und Beichtvätern nicht ankommen. In St. Antonius allein wurden 12.000 Beichtzettel ausgegeben und 28 Patres haben dort Beicht gehört. In St. Ludwig gingen 11.000 zur hl. Kommunion. 

Ein Kapuziner sagte zu einem Bekannten: In ganz München wurde in den letzten drei Jahren nicht so viel gebeichtet, wie es in den letzten Tagen in der Pfarrkirche St. Peter allein der Fall war. 
Täglich wurde bis 10 Uhr nachts Beicht gehört. Um 10 Uhr wurde durch ein Glockenzeichen in der Kirche der Schluss des Beichthörens angekündigt. 

Die Teilnehmer waren aus allen Ständen. Hoch und Nieder, Adelige, Beamte und Bürger, Angehörige der Garnison, selbst die höchsten Offiziere, königliche Prinzen und Prinzessinnen fanden sich in den Kirchen ein, um die gottbegeisterten Prediger zu hören und die heiligen Sakramente zu empfangen. Viele Tränen der Rührung und der Andacht und der Reue wurden vergossen. 

Als die Mitglieder der katholischen Arbeitervereine München-Süd und Sendling-Thalkirchen unter der Anführung ihrer Vorstandschaften und mit den übrigen katholischen Männern in der St. Antoniuskirche die Generalkommunion empfing, blieb kein Auge tränenleer. 

München zählt ungefähr 300.000 Katholiken und unter diesen etwa 180.000 Kommunikanten und etwa 100.000 mögen bei der hl. Mission die hl. Sakramente empfangen haben. 
Die Mission in München war ein großartiges Werk, dessen Ausführung vollkommen gelungen ist und das unendlich viel Segen gestiftet hat. Das Verdienst dieses Werkes gebührt dem hochwürdigsten Herrn Erzbischof Antonis v. Thoma, der die Mission angeordnet, die entgegenstehenden Hindernisse beseitigt und die Kosten getragen hat. 
Gewöhnlich hält bei Volksmissionen auch der liebe Gott eine eindringliche Extrapredigt durch irgendein auffälliges Ereignis, das Er eintreten lässt. 
Das hat Er auch in München getan. In den ersten Tagen der Mission ist der Kultusminister. Dr. v. Müller an einem Schlaganfall schwer erkrankt und in den letzten Tagen ist er gestorben ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Das Thema dieser Predigt heißt: Memento mori, denk ans Sterben.

Alles aus:Die heilige Familie, Monatszeitschrift für die christliche Familie, Freising 1895
Siehe auch:
Sterb­li­cher, denk’ ans Ster­ben!


Tempus fugit


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